Pride Shabbat. 28. July 2023, 11. Av 5783
Shabbat Nachamu, Pride Shabbat. 28. July 2023, 11. Av 5783, Hamburg. von Avigail Ben Dor Niv Schabbat schalom und schön, dass ihr gekommen seid, um diesen Pride Schabbat zu feiern. Pride bedeutet ?Stolz auf Deutsch. Meine Frage heute lautet: Worauf sind wir eigentlich stolz. Sind wir stolz auf die einfache Tatsache, dass wir anders sind? Dazu zitiere ich immer den schönen Spruch des Kotzker Rebbe, der sagte: "Wenn du du bist, nur weil du nicht ich bist. Und ich bin ich, nur weil ich ".nicht du bin. Dann bist du nicht du, und ich bin nicht ich ? Worauf sind wir also eigentlich stolz? Vielleicht sollten wir versuchen, etwas aus dem besonderen Moment im jüdischen Jahr zu lernen, den wir an diesem Schabbat erleben. Der heutige Schabbat ist ein ganz Der Schabbat des Trostes". Es ist der erste Schabbat nach Tischa" ," שבת נחמו " ,besonderer Schabbat B'Av, dem Tag, an dem die Tempel zerstört wurden und an dem wir uns an die verschiedenen Katastrophen erinnern, die das jüdische Volk befallen haben. Es ist ein Schabbat des Übergangs, an dem endet der Trauermonat, der vor 9. Av anfing, und ein siebenwöchiger Zyklus des Trostes beginnt. Wir lesen die Worte des Propheten Jesaja: "Tröstet, o tröstet mein Volk, spricht euer Gott: Redet zum Herzen Jerusalems und .(rufet ihn zu" (Jesaja 40:1-2 Der Prophet Jesaja bietet uns Trost an, aber was für ein Trost ist das? Was ist unser Trost? Ist unser Trost etwas so Einfaches wie - nicht alle sind gestorben, einige haben überlebt und deshalb sind wir voller .Hoffnung? Das ist kein Grund, sich zu freuen Warum haben wir Trost verdient? Vor allem, weil wir den Weg des Trostes gewählt haben. Im Angesicht der Zerstörung wurde nicht der Weg der Rache, nicht der Weg der Verzweiflung gewählt. Die Macht der Zerstörung verwandelte sich mit der Kraft der religiösen Alchemie in Zärtlichkeit, in Mitgefühl - des Trostes. Aus der Entscheidung, das physische Monument – der Tempel - durch ein spirituelles Monument - das Gebet - zu ersetzen. Aus der Entscheidung, die Verwundbarkeit als Vorteil und nicht als Nachteil zu .akzeptieren. Aus all dem ist das Judentum eine Religion geworden, auf die ich stolz bin Ich bin stolz auf meine Religion, weil sie verletzt wurde, und nicht, weil sie unbesiegbar ist. Ich bin stolz darauf, dass das Judentum angesichts einer Katastrophe, angesichts vieler Katastrophen, sich immer wieder dazu entschließen konnte, aus seiner Verwundbarkeit heraus wieder stark zu werden. Ich bin stolz darauf, dass das Judentum verletzlich ist - weil es eine Religion des inneren Wesens geworden ist - dem Opfer der Herzen, aufruft, eine Religion, die zum Segen aufruft , עבודה שבלב. Eine Religion, die zu aufruft, eine innere Richtung, eine Absicht כוונה eine Religion, die zum , ברך statt zur Kniebeuge ברכה כיוון - anstelle der physischen Richtung. Ich glaube, dass viele, wenn nicht alle, die heute hier in dieser Synagoge sind, das Gefühl haben, dass ihnen eine Art von Zerstörung droht. Angst, dass etwas Schreckliches passiert, wenn jemand die Wahrheit über mich erfährt, Angst, dass etwas Schreckliches passiert, wenn sie herausfinden, wer ich wirklich bin... Die Tatsache, dass wir heute hier genau die Dinge feiern, von denen wir einmal glaubten, dass wir sie .verstecken müssen – genau das ist unser Stolz. Wenn wir es schaffen, den Hass, den wir erfahren haben, in Liebe zu verwandeln. Weil wir wissen, wie schrecklich es ist, gehasst zu werden, ist es ein echter Sieg über den Hass. Und das ist ein Grund, stolz zu sein. Wenn wir es schaffen, die Ablehnung, die wir erfahren haben, in Akzeptanz zu verwandeln. Weil wir wissen, wie schrecklich es ist, sich abgelehnt zu fühlen, ist das ein Grund, stolz zu sein. Wenn wir den Moment des Bruchs in einen Moment der Flexibilität verwandeln; eine Flexibilität, die es uns ermöglicht, einen neuen Anfang zu sehen, wo die starren Menschen ein Ende sehen. Das ist ein Grund stolz zu sein. Dieser Übergang, der in "Shabbat Nachamu" zu finden ist, diese Kräfte des Glaubens, diese Verwandlung eines Moments des Zerbrechens in einen Moment der Metamorphose, in einen Moment der Hoffnung - macht es zu einem echten jüdischen Pride Shabbat. Und ich hoffe, dass es uns den Weg zu echtem Stolz auf uns selbst und auf unsere Gemeinde zeigen kann. Wie der Kozker Rebbe sagte, bildet sich unsere wirkliche Identität in jedem Moment, in dem wir Antworten auf unsere inneren Quellen finden mussten - auf die Frage - was und wer sind wir. Ja, wir haben schwierig Zeiten erlebt, und erleben sie manchmal noch immer. Aber heute sind wir stolz auf uns, weil wir stolz auf uns sind. Möge dieser Schabbat Nachamu, dieser Pride Schabbat, uns Kraft und Inspiration geben, um uns in der Stärke der Verwundbarkeit weiter aufzubauen.